Punkt für Punkt – Spezifische Kommunikationsstrategien von Übungs- und Lehrmitteln für blinde Kinder im Vorschulalter und ihr sehendes Umfeld

Einführung

Was ist ein Ei, was ist ein Huhn und was ein Poulet? Für uns als Sehende, die 80 % der Sinneseindrücke über das Auge aufnehmen, ist die Verbindung von Wort und Bedeutung auf einen Blick nachvollziehbar. Für Blinde ist das Verbinden von Wort und Inhalt ein herausfordernder Prozess – bedeutet dieser doch, sich an die Sprache der Sehenden heranzutasten und die Worthülsen mit den entsprechenden Bedeutungen und eigenen Erfahrungen zu füllen.
Das vorliegende Projekt erforscht die gestaltungstheoretischen und -praktischen Grund- lagen der Übungs- und Lehrmittel für blinde Kinder im Vorschulalter mit dem Ziel, den Tastsinn der Kinder hinsichtlich des Erlernens der Brailleschrift zu sensibilisieren. Gleichzeitig soll das Übungs- und Lehrmittel die sehenden Geschwister, Eltern und Freun- de in den Tast- und Braille-Lernprozess einbeziehen. Im Bereich der Visuellen Kommu- nikation besteht die Herausforderung darin, den visuellen wie auch den funktionalen An- sprüchen von Blinden sowie auch denen des sehenden Umfelds zu entsprechen.

Methoden

Als erster Schritt wurden bestehende Lehrmaterialien, Spiele und Bücher für blinde Schulkinder recherchiert und analysiert. Hierbei spielte die enge Kooperation mit der «Schweizerischen Bibliothek für Blinde, Seh- und Lesebehinderte» in Zürich und der «Stiftung für blinde und sehbehinderte Kinder und Jugendliche Zollikofen» eine zentrale Rolle. In einem zweiten Schritt begleitete das Forschungsteam Mitarbeiterinnen des Bereichs Früherziehung bei ihrer Arbeit mit sehbehinderten und blinden Kindern und beobachtete hierbei den Einsatz der Lehrmaterialien und Spiele in der Praxis. In einem Workshop zusammen mit dem Praxispartner (Stiftung Zollikofen) wurde anhand von Arbeitsbeispielen, Schilderungen von Alltagssituationen und Büchern versucht, die verschiedenen Aspekte nochmals zu beleuchten und die Bedürfnislage blinder Kinder im Vorschulalter zu klären.

Ergebnisse

Als wichtige Punkte in Bezug auf den Inhalt des zu gestaltenden Lehrmittels wurde von den Expert/-innen Folgen- des genannt: 3d- und Alltagsbezug, spielerische Anreize, Wechselspiel zwischen den Sinnen, Heranführung an die Brailleschrift, Einbezug des sehenden Umfeldes, individuelle Einsetzbar- und Kombinierfähigkeit. Bei den formalen und funktionalen Bedürfnissen, welche bei der Gestaltung berücksichtigt werden sollten, wurde festgehalten: übersichtliche und reduzierte Darstellungen, Kombination von Braille- und Schwarzschrift, angenehme Materialwahl, originalgetreue Abbildungen, starker Kontrast, Handlichkeit und Vervielfältigung.
Aufbauend auf den gewonnen Erkenntnissen wird die inhaltliche sowie gestalterische Konzeption eines Prototypen zur Sensibilisierung des Tastsinnes von blinden Kindern im Vorschulalter folgen. Der Prototyp soll durch blinde Kinder, ihre Lehrkräfte und/ oder Eltern getestet werden. Die gewonnen Erkenntnisse werden festgehalten und in einem angedachten Folgeprojekt in die Verbesserung des Prototypen einfliessen.

Zeitraum

Dezember 2009Dezember 2011

Leitung

Fabienne Meyer

Verantwortung

Mitarbeit

Minou Afzali
Martin Gaberthüel

Kooperationen

Schweizerische Bibliothek für Blinde, Seh- und Lesebehinderte, Zürich
Stiftung für blinde und sehbehinderte Kinder und Jugendliche Zollikofen

Finanzierung

Berner Fachhochschule BFH

Forschungsfelder