Einführung
Im Mittelpunkt des Projekts stehen eine bedürfnisgerechte Leitbildanpassung der Berner Friedhöfe und die Überprüfung des Konzeptes «Friedhöfe als öffentliche Räume» angesichts einer sich zunehmend wandelnden Bestattungskultur. Das Projekt knüpft an das Kompetenzaufbauprojekt «Sepulkraldesign in der Modellregion Bern» aus dem Jahr 2002 an. Fokus des Projekts war die bereits damals aktuelle Frage, ob Friedhöfe als öffentliche Räume erweitert genutzt werden könnten – beispielsweise auch für kulturelle Anlässe. Weitere ausführliche Wünsche bezüglich Grabmalgestaltung, Bestattung und Abdankung wurden abgeklärt. Die geplante Wiederholungsbefragung wird Grundlagen liefern für bedürfnisgerechte und kultursensible Ausrichtung städtischer Planungen und einen Wertedialog «Friedhöfe als öffentliche Räume» ermöglichen.
Methoden
Zur Vorbereitung der zweiten Besuchendenbefragung wurde, mit Unterstützung durch Stadtgrün Bern, im Sommer 2021 zunächst eine repräsentative Telefonkurzbefragung bei 519 Bewohnerinnen und Bewohnern der Stadt Bern und Ostermundigen durchgeführt. Diese Umfrage wird gewissermassen als Kompass dienen, um diejenigen Themen zu identifizieren, welche in der Folgephase bei den ausführlichen persönlichen Interviews vertieft anzusprechen sind. Konkret sollen im September 2022 erneut ca. 300 bis 400 Besuchende der drei grossen Berner Friedhöfe mündlich befragt werden. Das Interviewformular der Untersuchung aus dem Jahre 2002 liegt vor; es wird grundsätzlich repliziert jedoch auch angepasst und um neue Fragestellungen ergänzt (z. B. «Mensch mit Tier», «Moslemfeld», «Themen-Grabfelder»).
Ergebnisse
73 % der befragten Bernerinnen und Berner sind der Auffassung, dass «Friedhöfe allen gehören» und vertreten mehrheitlich die Meinung, dass diese «die Werte unserer Gesellschaft» spiegeln und «kulturelle Bedeutung» besitzen. Vorstellungen, die es im Rahmen der persönlichen Befragung qualitativ auszuloten gilt. Gleichzeitig werden bei der Telefonkurzbefragung Wertkonflikte deutlich zwischen einerseits älteren, eher religiösen Bevölkerungsteilen, welche Friedhöfe als heilige Orte und mithin als unvereinbar sehen mit ihren Vorstellungen von «Park» und andererseits jüngeren, konfessionslosen Nicht-Friedhofsbesuchenden, die Nutzungserweiterungen aufgrund gesteigerter Lebensqualität für die Allgemeinbevölkerung und Bedarf an mehr Grünflächen in Zeiten des Klimawandels befürworten.
Publikation
Klingemann, Harald (2022). Cemeteries in transformation: a Swiss community conflict study. Urban Forestry & Urban Greening, 76. Elsevier 10.1016/j.ufug.2022.127729